Enquete

Aktive Neutralitäts- und Friedenspolitik – Enquete am Samstag 10. Dezember 2022, 14:00 – 18:00 Uhr, Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

Hier finden Sie die Dokumentation der Enquete mit einer ausführlichen Zusammenfassung der Referate:

Programm

Begrüßung

Bürgermeisterin Elke Kahr

Referate

Dr. Pascal Lottaz – Neutralität als zukunftsweisendes Modell für eine friedlichere Welt

Dr. Pascal Lottaz, geboren 1985 in Freiburg (Schweiz), studierte Philosophie und Geschichte in seinem Heimatkanton und übersiedelte dann nach Japan, wo er 2012 einen Master in Public Policy abschloss und 2018 den Doktortitel in internationalen Beziehungen erlangte, beides vom National Graduate Institute for Policy Studies (GRIPS) in Tokio. Lottaz forscht zur Geschichte und Funktion der Neutralität an der Waseda University und lehrt Europäische Politik an der Temple University Japan.

Neutralität wird heute als eine außen- und sicherheitspolitische Doktrin von Klein­taaten verstanden, die sich aus Großmachtpolitik heraushalten wollen. Das war nicht immer so. Das Neutralitätsrecht beruht auf der Prämisse, dass auch Großmächte neutral bleiben können, um lokale Konflikte nicht zu Flächenbränden werden zu lassen, und neutrale Staaten als Pufferzonen dienen, um die internationale Sicherheitsarchitektur zu stabilisieren. Neutralität verstanden als systemrelevante Komponente einer globalen Sicher- heitsarchitektur ist eine „bottom-up“-Alternative zum „top-down“-Ansatz der Vereinten Nationen, um eine friedfertige Welt zu kreieren. Dieser Ansatz ist heute zwar nicht mehr en vogue, doch das nötige Neutralitätsrecht ist vorhanden und kann wiederbelebt werden.

Univ.-Prof. Dr. Heinz Gärtner – Zwischen den Blöcken: Neutralität und Blockfreiheit!

Univ.-Prof. Dr. Heinz Gärtner ist Lektor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Des Weiteren erhielt er mehrere Fulbright-Professuren und hatte den österreichischen Lehrstuhl an der Stanford-Universität inne. An der Johns-Hopkins-Universität in Washington DC war er Fellow der Austrian Marshall Plan Foundation. Derzeit leitet er auch den Beirat des International Institute for Peace (IIP) und sitzt dem Strategie- und Sicherheitspolitischen Beirat des Österreichischen Bundesheeres vor. Davor war er wissenschaftlicher Direktor des Österreichischen Instituts für Internationale Politik. Prof. Dr. Gärtner publiziert zu zahlreichen Themen wie internationale Sicherheit, transatlantische Beziehungen und Mittlerer Osten. Er erhielt den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch.

Der Krieg in der Ukraine zeitigt größere geopolitische Konsequenzen. Die Welt befindet sich in einer Großmächtekonkurrenz zwischen den USA, China und Russland. Großmächte versuchen, ihre Einflusszonen zu behalten oder gar auszuweiten, und sie reagieren nervös, wenn sich eine andere Großmacht ihren Grenzen nähert. In einer Situation der Polarisierung von Großmächten haben kleinere Staaten zwei Optionen: Mitgliedschaft in einem Bündnis oder Neutralität und Blockfreiheit.

Assoz.-Prof.in Dr.in Claudia Brunner – Stell dir vor es ist Krieg – und keine*r geht hin …

Assoz.-Prof.in Dr.in Claudia Brunner ist habilitierte Politikwissenschaftlerin und als Professorin am Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung am Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung an der Universität Klagenfurt tätig. Ihre interdisziplinäre Grundlagenforschung über Zusammenhänge von Wissen, Gewalt und Herrschaft wurde in Deutschland mit Wissenschaftspreisen ausgezeichnet und vom Wissenschaftsfonds der Republik Österreich gefördert. Texte & mehr auf www.epistemicviolence.info.

Was einst für die Friedensbewegung mobilisierte, wirkt heute beinahe als Provokation. Der Krieg vor der europäischen Haustür lässt antimilitaristische und pazifische Positionen als naiv und unsolidarisch erscheinen. Wie funktioniert diese diskursive, kognitive und affektive Militarisierung? Weshalb ist es so schwierig, ihr entgegenzutreten? Wie kann ein immer stärker bewaffnetes Europa noch behaupten, ein Friedensprojekt zu sein? Und (wie) können wir diesen Herausforderungen und Widersprüchen begegnen?

Podiums- und Publikumsdiskussion

Diskussionsleitung: Dr. Peter Huemer (Wien)