Unter den beiden Losungen „Solidarität mit allen Opfern von Krieg und Unterdrückung“ und „Waffenstillstand jetzt überall und Ende der Gewalt“ versammelten sich am 9.12. mehr als 300 Personen in der Grazer Innenstadt und bildeten eine Menschen- und Lichterkette zu beiden Seiten der Herrengasse; dazu aufgerufen hatte die Grazer Initiative für Frieden und Neutralität (GIFFUN) mit der Unterstützung von ca. 35 zivilgesellschaftlichen und politischen Organisationen sowie von Bürgermeisterin Elke Kahr, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und der sozialdemokratischen Menschenrechtssprecherin Anna Robosch. Die Bürgermeisterin wies in ihrer Rede darauf hin, dass es gelte, die Spirale von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. „Wir müssen stattdessen viel mehr auf jene Stimmen hören, die sich für Versöhnung und ein friedliches Miteinander einsetzen, und ihnen mehr Gehör verschaffen.“ Das gelte auch für die Menschenrechtsstadt Graz, wo es gelungen sei, Konflikte im Wohnumfeld durch die Nachbarschaftsarbeit des Friedensbüros und der Stadtteilzentren deutlich zu reduzieren.
Martin Hochegger von der GIFFUN zitierte in seiner abschließenden Rede die Worte des palästinensischen Friedensaktivisten Aziz Abu Sarah: „Es ist klarerweise eine sehr harte Zeit für Friedensaktivisten – viel härter als sich zu entscheiden, um welche Seite man sich mehr kümmern will.
Wenn du pro-Palästina bist, dann sympathisierst du mit der palästinensischen Sache.
Wenn du pro-Israel bist, sympathisierst du mit der israelischen Sache.
Und wenn du ein Friedensaktivist bist, dann hast du Freunde auf beiden Seiten. Dein Schmerz wird also vervielfacht.
Du versuchst also, den Schmerz von beiden Seiten, von den Israelis und von den Palästinensern nachzuempfinden.
Und beide Perspektiven zu verstehen.
Zu verstehen, wenn deine israelischen Freunde wütend sind. Sie können nicht fassen, wie du gerade über Gaza reden kannst, denn sie denken: „Was ist mit meinem Schmerz?“
Und meine Freunde in Gaza denken, dass ich ein Verräter bin, weil ich mit dem Schmerz der Israelis mitfühlen kann, mit den Menschen, die in Israel ihr Leben verloren haben. Es ist sehr schwierig. Aber ich glaube auch, dass wir genau das jetzt brauchen. Jetzt ist die Zeit, aufzustehen und eine Alternative aufzuzeigen: Hass ist nicht der Weg.“
Fotos: Gostentschnigg (1-5), Binder (6-28)